Als ich noch jung war bläute meine Mutter mir ständig ein, dass ich ausreichend Milch trinken muss. Sie ist gesund, lässt mich groß und stark werden und hilft beim Knochenaufbau. Heute gibt es immer mehr Stimmen die sagen, dass Milch nicht gesund für den Menschen ist. Ist Milch gesund, oder haben ganze Generationen sich geirrt?
Milch war Heilmittel gegen viele Beschwerden
Als ich als Kind krank im Bett lag, brachte meine Mutter mir häufig eine warme Milch mit Honig. Sie sollte gegen Erkältungen, einen schmerzenden Hals und Unwohlsein helfen. Auch zum friedlichen Einschlafen und bei kleinen Wehwehchen half sie immer. In der Schule war Milch Bestandteil meiner täglichen Ernährung und die Lehrer ermutigten uns schön viel davon zu trinken. Milch stand in Verbindung zu den Bergen, der frischen Luft und dem saftigen Weidegras, das die Kühe fraßen. Für mich stand fest, dass Milch gesund ist.
Das Image der Milch hat sich gewandelt
Heute muss man nur das Wort Milch erwähnen und schon bekommen 10% der Zuhörer Bauchschmerzen. Die Laktoseintoleranz ist deutlich weiter verbreitet, als es damals der Fall war – zumindest ist sie präsenter. Wer Paleo Diät Erfahrungen gesammelt hat, hat Milch sehr bewusst gemieden, da unsere Vorfahren sie nicht tranken und auch nicht verdauen konnten. Die in der Milch enthaltenen Hormone sollen uns krank machen und unseren Körper sehr beeinflussen. Wie kommen wir überhaupt auf die Idee die Muttermilch eines Tieres als erwachsene Menschen zu trinken? Wir würden ja auch keine menschliche Muttermilch zu uns nehmen.
Da immer mehr Leute so denken, finden wir im Supermarkt zahlreiche Alternativen. Hafenmilch, Sojamilch, Kokosmilch und Mandelmilch sind Bestseller und haben mittlerweile prominente Positionen am Kühlregal erobert.
Ötzi aus dem Eis gibt interessante Aufschlüsse
Im Jahre 1991 wurde Ötze in Südtirol in einem Gletscher entdeckt. Er verstarb etwa 3.000 vor Christus, ist also über 5.000 Jahre alt. Da er ausgezeichnet konserviert war, konnte seine DNA untersucht werden und verrät uns viel über das Leben der Steinzeit. Vor etwa 10.000 Jahren begannen die Menschen damit Kühe zu domestizieren und anschließend auch die Milch zu trinken. Durch dieses Verhalten mutierten die Gene so, dass Milchzucker durch ein Enzym gespalten werden und somit Energie aus Milch gewonnen werden konnte. Dies kam jedoch nur in jenen Familien vor, die Kühe und somit Zugang zu Milch hatten. Bei Ötzi war dies nicht der Fall, denn er war laktoseintolerant.
Mit laktosefreier Milch wird viel Geld verdient
Was schätzt du wie viel Arbeit es ist die Laktose aus der Milch zu entfernen? Wegen des deutlich höheren Preises habe ich stets gedacht, dass ein großer Aufwand hinter dem Prozess stehen muss. In Wirklichkeit wird einfach etwas Laktase in die Milch gegeben und fertig. Anstatt zu deklarieren, dass ein chemischer Zusatzstoff verwendet wurde, wird die Milch lieber als “laktosefrei” vermarktet – das verkauft sich besser.
Der Mensch gewöhnt sich an Milch
Damals waren alle Menschen laktoseintolerant. Da sie aber trotzdem Milch tranken, stellte der Körper sich auf diese Veränderung ein und die Probleme gehörten irgendwann der Vergangenheit an. Wer heute jedoch keine Milch verträgt meidet sie lieber. Durch unzählige Ausweichprodukte gibt es keine Notwendigkeit mehr Milch zu trinken. Dadurch wird das Problem stetig schlimmer. Viele Laktoseintoleranzen sind zudem nur vermutet. Durch den hohen Bekanntheitsgrad werden viele Magenverstimmungen auf das weiße Getränk geschoben und somit gilt Milch als ungesund und wird gemieden. Weshalb sollten Menschen laktosefrei Milch entwickeln, wenn es kein Problem mit herkömmlicher Kuhmilch gibt?
Milch hilft beim Abnehmen
Vor Kurzem wurde in Milch ein Inhaltsstoff namens Nicotinamid-Ribosid gefunden. In einem Experiment an übergewichtigen Mäusen wurde festgestellt, dass er den Fettstoffwechsel beschleunigt und somit zu einem erhöhten Kalorienverbrauch führt. Mäuse mit normalen Gewicht blieben jedoch unverändert.
Eine Studie in Israel hat ergeben, dass Menschen die eine Diät mit Milch begleiten nach sechs Monaten im Vergleich 5kg mehr abgenommen haben. Es spielte keine Rolle ob sie eine Low Carb Diät oder eine Low Fat Diät machten.
An Milch gesund ist auf jeden Fall das enthaltene Kalzium und Vitamin D. Wir als Europäer verbringen ohnehin wenig Zeit an der Sonne und durch das lange Sitzen im Büro reduziert sich die Anzahl der Sonnenstrahlen auf unserer Haut weiter. Dies führt dazu, dass unser Körper immer weniger Vitamin D produziert. Milch kann hier Abhilfe schaffen.
Milch hat viele Kalorien
Viele Übergewichtige haben das Problem, dass sie zu viele flüssige Kalorien zu sich nehmen. Sie trinken Säfte, Softdrinks und alkoholische Getränke und überschreiten so die verbrauchten Kalorien schnell. Auch Milch enthält Kalorien und kann somit kein Ersatz für Wasser sein. 100ml Milch enthalten etwa 50kcal. Wer ein Glas Milch trinkt, sollte dies also sehr bewusst tun und nicht seinen Durst damit stillen.
Laktoseintoleranz stammt von pasteurisierter Milch
Damit die Milch haltbar gemacht werden kann, wird sie kurzzeitig erhitzt. Diesen Vorgang nennt man Pasteurisieren. So übersteht sie den langen Weg vom Bauerhof in unseren Kühlschrank und bleibt anschließend über eine Woche haltbar. Die meiste Milch wird anschließend noch homogenisiert. Dabei wird sie unter hohem Druck auf eine Metallplatte geschossen. Dies bewirkt, dass die Milch nicht mehr aufrahmt. Die Oberfläche der Fettkügelchen vergrößert sich bei diesem Vorhaben und bekommt so in Verdauungstrakt mehr Kontakt mit den Schleimhäuten. Beim Erhitzen kommt es vermehrt dazu, dass Caseinmoleküle eine Verbindung mit den Fettkügelchen eingehen. Dies wird beim Konsum als ein Auslöser für eine Laktoseintoleranz vermutet. Nun reagieren also mehr Menschen allergisch auf Milch, dafür enthält sie jedoch weniger Bakterien und kann länger gelagert werden. Ein kleinerer Teil der Menschen kann sich also mehr über das Produkt Milch freuen.
Milch vielleicht doch nicht gut für die Knochen
Milch enthält viel Kalzium und dieses wird für den Knochenaufbau benötigt. Etliche Jahre wurde uns erzählt, dass man deshalb den Knochen etwas gutes tut, wenn man Milch trinkt. Menschen die Beschwerden mit den Knochen hatten, tranken literweise Milch um dem Körper die Nährstoffe zu geben, die er braucht um sein Skelett intakt zu halten. Nun wird vermutet, dass dies alles gar nicht der Fall ist. Forschungen stellten fest, dass Frauen die täglich drei Becher Milch trinken häufiger an Knochenbrüchen leiden. Bei Männern konnte dieser Trend nicht beobachtet werden. Andere Wissenschaftlicher sind der Meinung, dass das Kalzium aus der Milch gar nicht vom menschlichen Körper aufgenommen werden kann und somit seine positive Wirkung nicht entfaltet. Wieder andere Forscher behaupten, dass die Milch einer der Gründe ist, weshalb die Körpergröße der Europäer rasant zugenommen hat. Ötzi maß nur 165cm.
Milch enthält konjugierte Linolsäure
Viele allergische Erreger werden über die Atemwege aufgenommen. Durch die Aufnahme von konjugierter Linolsäure soll das Risiko dafür verringert werden. Menschen die an Asthma leiden, sollte aus diesem Grund Milch trinken. Damit diese jedoch wirklich die wertvolle konjugierte Linolsäure enthält, ist es wichtig, dass die Kühe viele frische Pflanzen zu sich nehmen. Nur dann bekommen sie die richtigen Nährstoffe um eine gesunde Milch produzieren zu können. Um diese Milch besser erkennen zu können, wurde der Begriff Heumilch eingeführt.
Fazit: Ist Milch gesund?
Über die Vor- und Nachteile der Milch wird wohl noch lange diskutiert und gestritten werden. Meiner Einschätzung nach ist Milch gesund und weitere Abwechslung in die Ernährung. Als Mittel gegen bestimmte Erkrankungen ist sie meiner Meinung nach nicht geeignet, doch in moderaten Mengen kann sie von jedem der sie mag getrunken werden.